Läufst Du noch oder ploggst Du schon?
Plogging heißt laufen und Müll sammeln.

Läufst Du noch oder ploggst Du schon?

Hast Du heute schon geploggt? Nein, das ist kein Rechtschreibfehler und gemeint ist auch nicht das Schreiben für einen Blog. Es geht darum, zu laufen und gleichzeitig gutes für die Natur zu tun. Du findest, das klingt nach einer interessanten Sache? Alright, ich auch. Daher habe ich Plogging direkt mal für Dich ausprobiert.

Plogging – was ist das denn?

Doch fangen wir erstmal ganz von vorne an. Plogging kommt aus Schweden – genauer gesagt von einer coolen Socke namens Erik Ahlström. Dem Geschäftsmann war auf dem Weg zur Arbeit in Stockholm immer haufenweise Müll aufgefallen. Und weil der auch Wochen später immer noch dalag, entschloss er sich dazu, ihn gemeinsam mit Freunden einfach selbst aufzusammeln. Mega Typ, oder?

“Ich bin jeden Tag mit dem Fahrrad zu Arbeit gefahren und wochenlang lag Müll rum, den keiner weggeräumt hat. Und ich kenne sehr viele Läufergruppen, mit denen ich gelaufen bin. Die hatten ein Leuchten in den Augen bei der Idee, es war toll und es war wie eine Schnitzeljagd.”

Plogging-Erfinder Eric Ahlström

Doch Ahlström hat den Müll nicht einfach nur weggeräumt, sondern hatte auch die Idee, das während dem Laufen zu machen. Er kam ja sowieso an dem Müll vorbei, also warum ihn nicht auch gleich mitnehmen. Simple, aber geniale Idee. Und das ist eigentlich auch schon alles, worum es beim Plogging geht: Die Kombination von Müll aufsammeln (schwedisch “plocka”) und Jogging bzw. laufen. Erfunden in 2016, gibt es mittlerweile weltweit Initiativen, die sich dem Trendsport Plogging widmen. Am meisten Spaß macht das Laufen und Müll aufsammeln natürlich mit anderen. In Deutschland gibt es eine Facebook-Gruppe, in der sich Gleichgesinnte zusammentun können. Aber auch alleine kann ploggen richtig Spaß machen.

Laufen und Müll sammeln – mein Selbstversuch

Gesagt, getan. Als ich mit meiner normalen Laufkleidung, einer Papiertüte und Handschuhen zu Hause losgelaufen bin, habe ich mich erstmal aus zwei Gründen so richtig doof gefühlt. Zum einen dachte ich, dass ich ja in einer so kleinen Gemeinde (etwa 3000 Einwohner) bestimmt gar keinen Müll finden würde (spoiler: Ich habe Müll gefunden – und das nicht zu knapp). Zum anderen hatte ich die Befürchtung, dass mich alle ganz irritiert anschauen würden. Nach einer halben Stunde plogging kann ich aber sagen: Beides ist nicht eingetroffen. Es hat mir richtig viel Spaß gemacht. Am Anfang fühlte es sich etwas komisch an, immer wieder während dem Laufen anzuhalten und sich nach dem Müll zu bücken. Je länger ich unterwegs war, desto schneller erkannte ich den Müll aber schon von weitem und konnte ihn in einer flüssigen Bewegung einsacken. Das hat dann noch mehr Spaß gemacht, weil der Laufrythmus nicht so stark unterbrochen wurde.

In meinem Ort gibt es doch keinen Müll…


Dass meine Mülltüte 30 Minuten später prall gefüllt sein würde, hätte ich nie gedacht. Das Meiste davon habe ich im Grünen am Wegrand und zwischen Bürgersteig und Straße gefunden. Alte Putzlumpen, Flaschen, Plastikfolien, Etiketten, Starbucksbecher, McDonald´s-Verpackungen – vieles schon vor so langer Zeit weggeworfen, dass es völlig vermodert war. Schon erschreckend – oder? Am Ende hat es sich richtig gut angefühlt, während meinem Lieblingssport laufen etwas gutes für die Natur zu tun. Wie meine Müllsammel-Lauf-Aktion auf andere gewirkt hat, hat mich dann gar nicht beschäftigt, da ich total im Tunnel war. Ich war so konzentriert darauf, jedes Stück Müll auf meinem Weg zu entdecken, dass ich alles andere ausgeblendet habe. Verrückt finde ich: Ich bin eine meiner Lieblingsrunden gelaufen und nie zuvor ist mir aufgefallen, wie viel Müll dort liegt bzw. lag. Das war sicher nicht mein letztes Plogging.

Warum ist Plogging sinnvoll?

So, jetzt hab ich Dir ganz viel erzählt. Aber nun jetzt mal Butter bei die Fische. Kann ich ploggen weiterempfehlen – ja oder nein? Ich kann diese Frage mit einem klaren “Ja” beantworten. Und das gleich aus mehreren Gründen (es gibt bestimmt noch etliche mehr):

  • zusätzliche Laufmotivation

    Mal ehrlich: Viele von uns laufen für dieses tolle Gefühl danach. Das Gefühl, etwas für sich und seinen Körper getan zu haben. Den Speck auf Distanz halten und die Gesundheit verbessern – das müsste doch eigentlich Motivation genug sein. Trotzdem fällt es nicht an jedem Tag leicht, die Füße in die Laufschuhe zu zwängen. Plogging gibt dem Laufen noch mehr Sinn und schafft damit zusätzliche Motivation. Ich habe zum Beispiel für mich ein Spiel daraus gemacht: Nach einer halben Stunde muss die Tasche voll mit Müll sein, ansonsten Game-Over. 😉 Wer auf Gamification steht, kann sich so sicherlich gut zum Laufen motivieren.
    Noch mehr Motivationstipps beim Laufen habe ich in einem anderen Beitrag zusammengetragen.
  • Plogging = Laufen in noch gesünder

    Dass Laufen eine feine Sache für den Körper ist, ist ja allgemein bekannt. Bei regelmäßiger Bewegung wird das Herz-Kreislauf-System gestärkt und der Stoffwechsel animiert. Dadurch werden Fett und Stress schneller abgebaut, das Immunsystem wird besser und beim Laufen ausgeschüttete Glückshormone schützen uns vor Depressionen. Plogging setzt dem noch einen drauf. Durch das Bücken und In-die-Knie-gehen werden Muskelgruppen an Oberschenkeln, Rücken, Bauch, Po, Schultern und Armen trainiert, die ansonsten beim Laufen nicht so zum Zuge kommen. So verlockend es auch ist, den Müll während dem Gehen einsammeln zu wollen – bei schwereren Gegenständen solltest Du am besten stehenbleiben und ordentlich in die Hocke gehen. Ansonsten schadest Du deinem Rücken mehr, als dass Du ihm hilfst.
  • Ploggen und der Natur helfen

    Jedes Stück Müll, das Du während Deiner Tour aufhebst, entlastet die Natur. So einfach ist das. Plogging-Kritiker dagegen sagen: Das ist doch alles nur Show, wofür gibt es schießlich die Stadtreinigung? Sicherlich ist ploggen im Wald oder auf Feldwegen sinnvoller als in der Stadt. Aber auch in den Ortschaften findet sich oft auch in Seitenstraßen oder an Straßenrändern Müll, der übersehen wird. Während meiner Plogging-Tour habe ich zum Beispiel sehr viel Müll gefunden, der schon wochenlang vor sich hinvegetiert haben muss. Also: Warum nicht beherzt zugreifen?
Nach dem Laufen mit einem gut gefüllten Müllbeutel wieder zu Hause anzukommen, gibt ein gutes Gefühl. Plogging motiviert!

Ich will jetzt ploggen – wie geht das?

Du hast jetzt richtig Lust bekommen zu laufen bzw. Deine Plogging-Karriere zu starten? Check! Dann habe ich mein Ziel ja erreicht. Die coole Nachricht: Du kannst jetzt sofort damit anfangen, denn alles was Du brauchst, hast Du sicher schon zu Hause. Hier die Checkliste:

  1. Zieh Deine normale Laufkleidung an
  2. Rüste dich zusätzlich mit Handschuhen und einer Tüte (am besten einer Papiertüte) aus. Die Handschuhe sind wichtig für die Hygiene und schützen Dich auch vor Verletzungen beim Griff in eine Glasscherbe oder ins dornige Gebüsch. Du solltest Dir mit den Handschuhen nicht ins Gesicht fassen und die Hände nach deiner Plogging-Runde gründlich waschen. Logisch.
  3. Beim Laufen packst Du jedes Stück Müll in Deine Tüte, das Dir während Deiner Plogging-Runde begegnet. Du kannst Dir – wie bei jedem “normalen” Lauf auch – ein zeitliches Limit setzen oder einfach solange laufen, bis Deine Tüte voll ist.
  4. Wenn Du Lust hast, berichte doch nach dem Lauf über Deine Erfahrungen. So machen noch mehr Menschen mit und unser Planet wird ein Stück sauberer. Unter den Hashtags #Plogging und #Plogga kannst Du lesen und schauen, wie andere Menschen Plogging emfpfinden.

Ich hoffe, ich konnte Dir mit meinem Text einen kleinen Einblick in die Welt des Plogging geben. Jetzt bin ich gespannt auf Deine Meinung: Hat Dir der Text gefallen? Hast Du selbst schon geploggt? Ich freue mich über einen Kommentar oder eine Nachricht.

Schreibe einen Kommentar